Die Erstanamnese – wichtige Vorbereitungen
Ihr erster Termin meiner Behandlung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch, der Erstanamnese. Diese dauert in der Regel mindestens 2 Stunden. Als Vorbereitung auf diesen Termin erhalten Sie im Vorfeld einen Patientenfragebogen von mir, den Sie zuhause in Ruhe ausfüllen.
Auf Grund meiner jahrzehntelangen medizinischen Expertise ist es mir wichtig, mir schon im Vorfeld einen Überblick über Ihre gesamte Krankengeschichte zu verschaffen. Daher benötige ich ebenfalls wichtige Arzt- und Krankenhausbefunde in Kopie für meine Unterlagen. Des Weiteren Labor-Untersuchungen der letzten 1-2 Jahre in Kopie. Bei sehr komplexen Krankheitsverläufen ist es hilfreich, wenn Sie im Vorfeld zuhause eine Übersicht nach Jahren erstellen. Alle Unterlagen sollten dann möglichst einige Tage vor Ihrem Termin bei mir in der Praxis vorliegen, damit ich mir im Vorfeld einen ersten Überblick verschaffen kann.
Was passiert bei der Erstanamnese?
Bei diesem Gespräch frage ich detailliert nach den genauen Symptomen aller aktuellen Beschwerden. Hierzu gehört natürlich auch eine entsprechende körperliche Untersuchung. Bei den Symptomen ist die genaue Beschreibung der Lokalisation und der evtl. Erstreckung wichtig. Auch die (Uhr-)Zeit und die Umstände, in der die Symptome auftreten oder sich verschlimmern bzw. verbessern sind wichtig: z.B. morgens, nachts oder schlimmer durch Bewegung, Wärme, kalte Luft usw. Ebenso Symptome, die gleichzeitig auftreten, aber zunächst ohne Zusammenhang erscheinen, können wichtig sein: z.B. gleichzeitig zu Kopfschmerzen großer Durst. Darüber hinaus gibt es vielleicht Anzeichen, die zeitgleich mit den Symptomen erschienen sind und deshalb für die Behandlung auch wichtig sein könnten: Haben Sie zum Beispiel seitdem die Erkrankung aufgetreten ist, viel mehr oder weniger Appetit? Des weiteren werden abschließend alle Körperanteile „von Kopf bis Fuß“ angesprochen, um auch Symptome festzuhalten, die aus Ihrer Sicht vielleicht zunächst gar nicht relevant zu sein scheinen.
Dies ist alles wichtig, um die individuellen Symptome Ihrer Erkrankung zu verstehen. Denn nicht der Name einer Krankheit bestimmt die homöopathische Arznei, sondern die ganzheitliche Sicht auf den einzelnen Menschen. Ich beziehe Sie daher auch als ganzen Menschen mit Ihren körperlichen, seelischen und geistigen Anteilen bei der Auswahl des homöopathischen Mittels mit ein.
Daher spreche ich als wichtigen Bestandteil auch über Ihr Gemüt mit Ihnen. Psychische Symptome (Ruhelosigkeit, Ängste) tragen häufig ebenfalls zur Mittelfindung bei bzw. sind manchmal sogar entscheidend für das Fallverständnis. Auch Ursachen, die zu Ihrer Erkrankung geführt haben, z.B. lange Pflege eines Angehörigen, ein Trauma, Stress, Enttäuschung oder auch ein Schock, sind an dieser Stelle wichtig.
Weitere wichtige Kriterien sind ebenfalls noch: das Temperaturempfinden (z.B. Wärmeüberempfindlichkeit oder Kälteunverträglichkeit), das Schlafverhalten, bisherige Krankheitsneigungen, Durst und Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. Fisch, Eier, Milch, Weizen, Schweinefleisch).
Zusätzlich kann sich im Rahmen der Erstanamnese ebenfalls bereits an Hand der Symptome oder der Einnahme bestimmter Medikamente zeigen, dass womöglich ein Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen besteht. Dieser kann bei Bedarf bzw. auf Wunsch über eine Blutuntersuchung ebenfalls in meiner Praxis abgeklärt werden. Die Blutuntersuchung erfolgt dann, nach Möglichkeit, zeitnah morgens nüchtern einige Tage nach dem Erstanamnese-Termin.
Die Erstanamnese stellt hohe Anforderungen an mich als Therapeutin: genau zuhören, beobachten, verstehen und zuordnen, aber auch an Sie als Patient, denn Sie müssen sich und die Beschwerden gut beobachten und beschreiben.
Was folgt auf die Erstanamnese?
Nach Ihrer Verabschiedung erfolgt eine Fallanalyse der gesamten Symptome. Hierbei werden Ihre Symptome geordnet, bewertet und mit Hilfe einer sog. Repertorisation in Frage kommende Mittel geprüft. Diese werden dann anschließend noch von mir mit der Materia Medica verglichen, um das passendste homöopathische Einzel-Mittel für Ihre individuelle Symptomatik herauszufinden (Konstitutionsmittel). Dieses Vorgehen nimmt in der Regel mehrere Stunden in Anspruch.
Die Verordnung von einem Konstitutionsmittel muss klar unterschieden werden zu einer Verordnung von Komplex-Mitteln! Diese enthalten oft 4-6 homöopathische Mittel, die lediglich nach klinischer Indikation (Einzeldiagnose) verordnet werden! Hierzu ist meistens weder eine Erstanamnese noch eine Repertorisation notwendig!
Chronische Erkrankungen bei Erwachsenen werden in meiner Praxis in der Regel mit einem Einzel-Mittel in einer so genannten Q-Potenz behandelt. Erkrankungen bei Kindern in der Regel mit einer C-Potenz. Mehr über die Potenzierung in der Homöopathie erfahren Sie in meinem Fachblog Homöopathie – Potenzierung.
Alternativ oder ergänzend kann auch eine Behandlung mit einem Phytotherapeutikum sinnvoll sein. Dies ist z.B. häufig bei der Behandlung eines Diabetes mellitus Typ 2 der Fall.
Verlaufsbeobachtung und Folgetermin
Eine erste Verlaufsbeobachtung erfolgt circa 3-4 Wochen nach dem Erstanamnese-Termin in einem Folgegespräch, welches i.d.R. bis zu 1 Stunde dauert – bei akuten Symptomen natürlich eher. Die bisherige Mittelwirkung und das weitere Vorgehen werden hier besprochen.
Wurde auch eine Blutuntersuchung durchgeführt, erfolgt bei diesem Termin ebenfalls eine Vitalstoffberatung. Im weiteren Verlauf werden weitere Termine im Abstand von ca. 4 Wochen bzw. nach Bedarf vereinbart.
Wirkung des homöopathischen Mittels
Wirkungseintritt und Wirkungsdauer nach einer homöopathischen Mittelgabe sind grundsätzlich davon abhängig, ob es sich um ein akutes oder chronisches Leiden handelt. Hier gilt die Regel: Je akuter die Krankheit ist, umso schneller wirkt die Arznei. Nach der Mittelgabe sollten die Patienten daher auffällige Veränderungen in ihrem Befinden beobachten bzw. notieren, um diese spätestens bei der Folgeanamnese besprechen zu können. Je länger die Krankheit schon besteht, umso länger kann auch die Behandlung notwendig sein. Bei komplexen bzw. chronischen Erkrankungen können im Laufe der Behandlung verschiedene Arzneimittel eingesetzt werden, jedoch nur nacheinander und nicht gleichzeitig. Bei der homöopathischen Behandlung einer chronischen Erkrankung sollte grundsätzlich keine Selbstmedikation mit homöopathischen Arzneimitteln oder Schüßler Salzen parallel stattfinden. Dies könnte die Wirkung der nach den Regeln der Klassischen Homöopathie verordneten Mittel beeinflussen.